Nach einer anhaltenden öffentlich Debatte über die Regulierung des Einsatzes von Pflanzen, die mittels sogenannter Neuer Genomischer Techniken gezüchtet wurden, ist nun am 16. Juni 2023 der Entwurf der EU-Kommission zur Novellierung des Gentechnikrechts an die Öffentlichkeit gekommen.
Relevanz und Bedeutung
Die Neuen Genomischen Techniken (NGTs) umfassen Methoden wie die Genschere CRISPR-Cas, mit der gezielt einzelne DNA-Bausteine verändert werden können, ohne dass dabei fremde DNA-Abschnitte eingefügt werden.
Die Anwendung dieser NGTs kann dazu beitragen, Pflanzen mit verbesserten Anpassungsfähigkeiten zu entwickeln, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Dank gezielter genetischer Veränderungen können bereits heute Nutzpflanzen entwickelt werden, die eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, Dürren und andere Umwelt-Stressfaktoren aufweisen. Dadurch können Erträge gesteigert und die Lebensmittelproduktion effizienter gestaltet werden, um eine nachhaltige Nahrungsversorgung für eine wachsende Weltbevölkerung zu gewährleisten.
Der Gesetzesentwurf
Voraussichtlich wird der offizielle Vorschlag der EU-Kommission im Juli präsentiert.
In dem oben genannten Gesetzesentwurf wird vorgeschlagen, dass künftig bestimmte NGT-Pflanzen der Kategorie 1, die auch auf konventionelle Weise gezüchtet werden könnten, von den strengen Zulassungsverfahren befreit werden sollen. Die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, teilt ebenfalls eine vergleichbare Position. Ungeachtet dessen sollen die strengen Gentechnik-Regeln weiterhin für den Bereich der Bio-Landwirtschaft gelten. Zur Transparenz strebt die Kommission eine öffentliche Datenbank an, die die Kennzeichnung von Saatgut und relevante Informationen in den Sortenkatalogen einführt. Sorten, die nicht in Kategorie 1 fallen, weil beispielsweise artfremde Gene eingeführt wurden, würden weiterhin der Kennzeichnungspflicht und dem bisherigen Zulassungsverfahren unterliegen.
Der Position der GASB
Wir als Deutsche Gesellschaft für Synthetische Biologie begrüßen den Vorschlag der Kommission, da dies ein Schritt in Richtung einer wissenschaftsbasierten Regulierung von NGTs wäre, und dazu beitragen kann unsere Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Wie bereits von Umwelt-NGOs wie dem Öko-Progressiven Netzwerk e. V.betont wurde, vertreten wir die Ansicht, dass die derzeitige Regulierung in der Praxis nicht umsetzbar ist, da Pflanzen, die durch NGTs erzeugt wurden, nicht von konventionell gezüchteten Sorten unterschieden werden können.